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VORTRAG VON MUTTER MAKARIJA AUS DEM KULTURHAUS „SUMADIJA“ IN BELGRADE



FASTEN: DAS CHRISTLICHE IDEAL

Vater Dejan: (…) „Liebe Brüder und Schwestern, ich bin ungewöhnlich glücklich und aufgeregt. Und ich glaube Sie teilen auch alle dieses Gefühl mit mir, dass wir heute Abend eine außergewöhnliche Ehre und Freude haben, dass Mutter Makarija unter uns ist.

Es besteht wirklich kein Bedarf mehr Mutter Makarija besonders vorzustellen, es reicht aus „Mutter Makarija“ zu sagen, und wir alle wissen was man darunter versteht. Liebe Mutter Makarija, ich bedanke mich noch einmal von ganzem Herzen im Namen aller hier Anwesenden, natürlich auch in meinem eigenen Namen dafür, dass Sie - neben all Ihren vielen Verpflichtungen und Arbeiten - so liebenswürdig waren und sich die Zeit nahmen, mit uns diesen geistlichen Abend zu teilen. Das Thema heute Abend ist „Fasten: das christliche Ideal“. Mutter Makarija wird uns darüber erzählen. Wir werden die Gelegenheit dazu nutzen und Mutter Makarija darum bitten, uns noch einiges aus ihrem großen Erfahrungsschatz und Wissen zu sagen und zu erklären. Wir heißen Sie willkommen, bitte sehr, ergreifen Sie das Wort. Wir werden Ihnen mit Aufmerksamkeit zuhören.“

Mutter Makarija: „Gott sei mit Ihnen, liebe Brüder und Schwestern. Sehr geehrter Vater Dejan, es ist eine große Ehre für mich wieder hier bei Ihnen zu sein. Das letzte Jahr ging es um meine Begegnungen mit einigen Geistlichen, die ich als sehr wichtige Begegnungen in meinem Leben erachte. Ich versuchte damals Ihnen meine Erfahrungen näher zu bringen… (…) Gehen wir jetzt direkt zum Thema „Fasten: das christliche Ideal.“ Das Fasten ist eines der ältesten Festlegungen unserer Kirche. Fasten heißt auf Griechisch „nisthia“, und es basiert auf 2 Wörtern: „ni“ und „esthio“. „Ni“, ist ein verneinendes Wort. In unsere Sprache übersetzt bedeutet es: „Ich esse nicht.“ Das Fasten ist eben das „nicht essen“. Desweiteren kann man das Fasten in mehrere Stufen abgrenzen. Vor allem in das „nichts essen“ für einige Stunden oder für einige Tage. Ganz und gar nichts! Dann in das „nichts essen“ bis zur 9. Stunde, (die 9. Stunde, das bedeutet 15:00 Uhr nachmittags), worauf man Brot, Erdnüsse, Obst oder Gemüse zu sich nimmt. Das nennt man auch das „trockene Essen“ (serb. „suhojedenje“). Oder das Essen von 3 oder 2 Mahlzeiten (am Tag), je nach dem wie man sich ernährt. Wir im Kloster essen 2 Mahlzeiten pro Tag, das ist dann eine bestimmte Fasten-Nahrung. Aber lassen Sie uns vor allem einmal schauen, was das bedeutet „das Fasten ist eines der ältesten Festlegungen in der Kirche“.

Folglich ist es eine Festlegung bzw. ein Gebot, das der Herr schon zur Zeit unserer Ureltern - unserer Uroma Eva und Uropa Adam - im Paradies festlegte. Er sagte ihnen, sie können sich im Paradies sehr frei verhalten, sie können alles verwenden, was sich dort befindet. Aber er sagte ihnen auch wörtlich: „Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben;“ (1. Mose 2, 16-17).  So lebten unsere Ureltern im Paradies und erfreuten sich. Eines Tages überlistete die Schlange Eva. Sie sprach zu ihr: „Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allerlei Bäumen im Garten?...Ihr werdet mitnichten des Todes sterben; sondern Gott weiß, dass welches Tages ihr davon esset, so werden eure Augen aufgetan, und (ihr) werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist;“ (1. Mose 3, 1, 4-5). Eva fiel darauf rein: „…sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon, und er aß;“ (1. Mose 3, 6). In dem Moment als er hineinbiss, fühlte er, dass etwas passiert ist: „Da wurden ihrer beider Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schürze;“ (1. Mose 3, 7). Bis zu diesem Augenblick, waren sie im Paradies nackt, und sie waren sich ihrer Nacktheit nicht bewusst. Aber auf einmal wurde ihnen ihre Nacktheit bewusst.

Und Gott erschien im Garten beim spazieren gehen, da er seine Wesen sehen wollte: „Und sie hörten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des Herrn unter die Bäume im Garten. Und Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?“ (1. Mose 3, 8-9).  So rief Gott Adam im Garten Eden.

Wenn bei uns im Kloster morgens mit dem „klepalo“ (Anm.: ein Holzbrett auf das man mit einem Holzstock schlägt) geschlagen wird, dann ist das genauso wie im Garten Eden, als Gott Adam rief. D.h. der Herr ruft uns, damit wir zum Gebet aufstehen. Zu welchem Gebet ? Beten wir Mönche und Nonnen zum Herrn nur für uns selbst? Nein, wenn wir nur für uns selbst beten, dann hat dieses Gebet keine Gültigkeit. Wir beten für die gesamte Welt, für alle Menschen, die nach den Geboten Gottes leben. Aber wir beten auch für diejenigen, die vom Weg abgekommen sind.

Ich kam heute morgen von Kovina, aus dem Haus meiner Schwester, hierher. Sie ist sicherlich genauso wie viele andere Menschen: sobald sie aufsteht schaltet sie den Fernseher an, und dieser Fernseher läuft den ganzen Tag. Ich sage ihr: versuche doch einmal folgendes Prinzip einzuhalten: wenn Du nicht schaust, dann schalte ihn doch ab. Und während ich mich fertig machte, hieß es in den Nachrichten, dass der Erzpriester von Pale, den die SFOR - Soldaten verprügelten, und der um sein Leben kämpfte, gestern seine erste Liturgie nach so langer Zeit abhielt. Und in seiner Rede, die er dem Volk hielt, sagte er: „…dass wir auch denjenigen verzeihen müssen, die uns schlugen.“ Sein Leben hing am seidenen Faden. Seins und dasjenige seines Sohnes. Gott sei Dank, rief er die Menschen zur Buße auf. Und sein Sohn verlor, so wie ich es hörte, sogar ein Auge. Sehen Sie, das sind die Priester Gottes und die Mönche Gottes: das sind Beter für die ganze Welt.

(...) Der Herr erschien und Adam versteckte sich. Immer wenn wir eine Sünde begehen und uns diese bewusst wird, haben wir ein schlechtes Gewissen. Adam versteckte sich, während der Herr ihn suchte: Wo bist Du, Adam? Ich bin dein Schöpfer, dein größter Wohltäter, warum versteckst du dich vor Mir? Glauben Sie, dass Gott nicht wusste, dass Adam einen Fehler machte? Er wusste es. Aber Er wollte sehen wie sein Wesen sich verhalten wird. Und Adam sprach: „Ich hörte Deine Stimme im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. Und Er sprach: Wer hat dir’ s gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich ass;“ (1. Mose 3, 10-12). Anstatt dass Adam sagt: „Vater, verzeih mir, ich habe einen Fehler gemacht.“ „Da sprach Gott der Herr zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich also, dass ich aß;“ (1. Mose 3, 13). Niemand zeigte Reue, weder Eva, noch Adam. Stellen Sie sich vor, Adam wäre damals auf die Knie gefallen und hätte gesagt: „Vater vergib mir“. Vielleicht wäre die Zukunft der Menschheit anders gewesen. Was geschah im Paradies? Das Geschehene betraf das erste und entscheidende Gebot: die Folgsamkeit. Die Folgsamkeit ist das höchste Gebot, welches unter uns Christen existiert, und danach folgt das Gebot des Fastens. Die Folgsamkeit ist, damit sie es wissen, egal ob sie im Kloster oder verheiratet sind, das Allergrößte. Eine Frau in der Ehe rettet sich durch die Folgsamkeit ihrem Mann gegenüber und durch das Gebären von Kindern. Durch die Folgsamkeit zu ihrem Mann! Der Mann ist nicht der Herr über die Frau in dem Sinne dass er ihr Tyrann ist, aber er ist der Herr über die Frau. Wir Frauen sind niedrigere Wesen als der Mann. Denken sie nicht ich sage dies hier in meiner Rede auf dieser Tribüne. Aber der Herr gab uns die Ehemänner, dass diese vor uns sind: und zwar vor uns im Sinne des Heiligen Geistes. Stellen sie sich vor, dass die verheirateten Frauen, die ihren ehrbaren Männern folgsam sind, sich darüber bewusst sind, dass der Herr aus den Händen ihres Mannes die Seelen seiner Frau und Kinder fordern wird. D.h. die Ehe ist sozusagen ein Kloster im Kleinen, wobei der Mann der Vorsteher des Klosters ist, das sich Familie nennt.

Es gab weder bei Adam noch bei Eva ein Bereuen. Das erste Gebot der Folgsamkeit sowie das zweite Gebot des Fastens, wurden nicht beachtet. Da sehen sie es: das Fasten haben wir schon seit dem Paradies. Das ist die Festlegung, die uns der Herr gab: das Gebot des Fastens und das Gebot der Folgsamkeit. Im Kloster – denn ich sehe hier die Energien einiger Seelen die mir zugewandt sind; es gibt hier Seelen unter Euch, die über das Leben im Kloster nachdenken – wird man durch die Folgsamkeit gerettet. Durch die Folgsamkeit wird man auch in der Ehe gerettet. Große Kirchenväter sagen: Bruder, Du bist nicht in das Kloster gekommen um dich zu retten und auch nicht um ein Theologe zu werden. Sondern du bist gekommen um folgsam zu sein. Wenn du folgsam bist, rettest du dich und du wirst zu einem Theologen mit höchstem Niveau. In der Ehe ist es ebenfalls so. Das Ideal des christlichen Lebens ist immer das gleiche. Es ist nur so, dass der Mensch gegenüber seinen Fähigkeiten (bzw. seinem angeborenem Talent) und gegenüber den Neigungen seiner Seele denjenigen Weg wählt, der ihm am meisten entspricht. Ich wiederhole nochmals: diese Festlegung ist eben das älteste Gebot, das uns der Herr gab. Über die Ereignisse im Garten Eden, die zwischen Adam, Eva und dem Herrn stattfanden, sprach später der Heilige Johannes der Theologe (serb. „Sveti Jovan Zlatousti“) in einer seiner Reden: „Wenn das Fasten im Paradies unbedingt notwendig war, dann ist das Fasten außerhalb des Paradieses noch viel notwendiger.“ Wenn eine Medizin vor einer Verletzung notwendig ist, dann ist diese nach einer Verletzung noch viel notwendiger. Oder der Heilige Basilius der Grosse (serb. Sveti Vasilije Veliki) sagte: „Weil wir im Paradies nicht fasteten, müssen wir durch das Fasten in diesem Leben uns das Paradies verdienen.“ Auf eine ganz einfache Art und Weise zogen diese zwei großen Väter Ratschläge aus den Ereignissen im Paradies. Mit dem Fasten können wir uns das Paradies verdienen. Beim Fasten – wir werden später darüber sprechen, was das Fasten alles beinhaltet – sind wir vollständige Christen.

Die Israelis hatten ein Gebot, das war der Tag der Reinigung. Es war der 10. Tag des siebten Monats. Damals sagte man: wir werden nichts arbeiten, wir werden nichts essen, wir werden uns (so) reinigen. Es bedeutet: wir werden für unseren Herrn Gott fasten um gereinigt zu werden. Nun lassen sie uns ein wenig im Alten Testament stöbern…Z.B. Der Ratschlag an Jona, einem der großen Propheten, dem sich Gott meldete und der zu ihm sprach: „Mache dich auf und gehe in die große Stadt Ninive und predige wider sie! Denn ihre Bosheit ist heraufgekommen vor mich;“ (Jona 1, 2). Gott befahl Jona also nach Ninive zu gehen und den Menschen zu predigen, dass sie bereuen sollen. Aber Jona war so wie wir alle Menschen, auch wenn er ein Prophet war. (Und es gibt heute auch Menschen, die hellsehen können). Keine Propheten in diesem Sinne wie wir sie hatten. Der letzte Prophet war der Heilige Johannes der Täufer. Aber Gottes Menschen, wenn sie etwas sagen, sind sich nicht bewusst, dass sie über eine Wahrheit sprechen, die passieren wird. Es ist das Wort Gottes, das durch sie spricht). Jona floh jedoch: „Aber Jona machte sich auf und floh vor dem Herrn und wollte gen Tharsis und kam hinab gen Japho. Und da er ein Schiff fand, das gen Tharsis wollte fahren, gab er Fährgeld und trat hinein, dass er mit ihnen gen Tharsis führe…“ (Jona 1, 3). Und was geschah? „Da ließ der Herr einen großen Wind aufs Meer kommen, und es erhob sich ein großes Ungewitter auf dem Meer, dass man meinte, das Schiff würde zerbrechen. Und die Schiffsleute fürchteten sich und schrieen, ein jeglicher zu seinem Gott, und warfen das Gerät, das im Schiff war, ins Meer, dass es leichter würde. Aber Jona war hinunter in das Schiff gestiegen, lag und schlief;“ (Jona 1, 4). Die Menschen dachten sich, dass jemand von ihnen sehr sündigte, sie losten und das Los fiel auf Jona. Da sprachen sie zu Jona: „Sage uns, warum geht es uns so übel? (…) (Jona 1, 8). Und Jona sagte Ihnen, dass er vor dem Herrn floh (Jona 1, 10).

Jona bereute: „Er sprach zu ihnen: nehmt mich und werft mich ins Meer so wird euch das Meer still werden. Denn ich weiß, dass solch groß Ungewitter über euch kommt um meinetwillen;“ (Jona 1, 12).  Ich erinnere mich, es gibt auch eine andere Geschichte (…). Eine gewisse Maria, die in Ägypten lebte und viel sündigte, beging eine große Sünde: sie brachte ihre Kinder um, weil sie sich sehr in einen Mann verliebte. Sie wollte ihn heiraten. Aber er sagte: „Gott bewahre mich davor, dass ich diese Frau eheliche, die drei Kinder hat.“ Daraufhin brachte sie ihre Kinder um, und warf sie in einen Brunnen. Danach ließ sie ihm ausrichten, dass sie jetzt frei sei. Daraufhin antwortete er ihr: „Gott bewahre mich davor, dass ich eine Frau heirate, die ihre Kinder umgebracht hat.“ Ihr wurde sofort bewusst, was sie getan hat. Sie setzte sich in ein Schiff nach Alexandria und dabei kam ebenso ein Sturm auf. Die Menschen waren damals sehr viel ehrvoller bzw. anständiger als wir dies heute sind. Der Kapitän des Schiffes sah, dass obwohl es stürmte, das Schiff nicht vorankam. Dabei sollte man in 3 Tagen am Zielort ankommen.

Nachdem sie schon 15 Tage auf dem Meer waren, das Wasser - ohne das alle sterben würden - schon knapp wurde, begann der Kapitän zu beten. Er betete lange, um zu erfahren was zu tun sei. Und er hörte die Stimme: „Werfe Maria ins Meer.“ Er dachte: von hunderten Menschen auf dem Schiff, welche Maria soll ich da ins Meer werfen? Er ging aus seiner Kabine heraus und schrie: Maria! Es meldete sich eine Frau bei ihm. „Komm wir müssen miteinander sprechen. Ist es Deine oder meine Sünde, dass dies passiert ist?“ Sie sagte: „Mein Herr, das ist meine Sünde.“ Früher waren die Menschen dazu in der Lage ihre eigenen Sünden zuzugeben. Was ist unser Zugeben der Sünden? Das ist die Beichte. Und was ist die Beichte? Die Beichte ist das sich wieder vertragen mit Gott, unter der Bedingung, dass wir dieselbe Sünde nicht mehr wiederholen. Daraufhin beichtete Maria ihm und sagte: „Das ist meine Sünde.“

Und der Kapitän, der ein kluger Mann war, sprach: „Nun lass uns ein Boot ins Meer hinunterlassen. Dann werde ich zuerst einsteigen und etwas davon paddeln. Wenn nichts passiert, so ist es nicht meine Sünde, und dann bist Du an der Reihe.“ Der Kapitän stieg in das Boot ein, und paddelte ein Stück davon, und es passierte nichts. Er kam auf das Schiff zurück. Daraufhin stieg Maria ein. Sie paddelte ein Stück weg, und das Boot neigte sich Stück für Stück zur Seite und ging unter. In diesem Augenblick fuhr das Schiff davon. So war es auch mit Jona, als sie ihn ins Meer warfen: „Und sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer; da stand das Meer still von seinem Wüten;“ (Jona 1, 15). Aber der Herr mochte Jona: „Aber der Herr verschaffte einen großen Fisch, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte…betete zu dem Herrn, seinem Gott, im Leibe des Fisches;“ (Jona 2, 1-2). Der dreitägige Aufenthalt von Jona im Bauch des Wals ist eigentlich der dreitägige Aufenthalt unseres Jesus Christus im Grab, als Er starb, d.h. es ist die Zeit vor Seiner Auferstehung (Matthäus 12, 40). Jona betete im Bauch des Wals so intensiv zu Gott, dass der Herr, der seine Gebete erhörte, dem Wal befahl ihn am Meeresufer auszuspucken (Jona 2. 3-11). Jona verstand damals, dass es der Wille Gottes ist, und dass man dem Willen Gottes nicht entfliehen kann. Er ging nach Ninive und predigte: „…Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen;“ (Jona 2, 4).  Daraufhin verstanden die Menschen in Ninive wirklich was Gott will: „Da glaubten die Leute zu Ninive an Gott und ließen predigen, man sollte fasten, zogen Säcke an, beide, groß und klein;“ (Jona 3, 5). Das Gebet geht nicht ohne das Fasten. Und der Herr wendete seinen Zorn von Ninive ab (Jona 3, 10).

Schon im Alten Testament gibt es genügend weitere Beispiele. Z.B. Jonathan, der Sohn des Saul fastete als sein Vater David - den späteren König David, der die Psalme schrieb - umbringen wollte (1. Samuel 20, 34). Und als Saul verunglückte sprach er zu seinem Waffenträger: „Zieh dein Schwert aus und erstich mich damit, dass nicht diese Unbeschnittenen kommen und mich erstechen und treiben ihren Spott mit mir;“ (1. Samuel 31, 4). Dieser konnte es nicht, weil er Gottesfurcht hatte. Daraufhin warf sich Saul selbst auf das Schwert und so verunglückte er. Damals fasteten die Israelis 7 Tage weil Saul und seine Söhne verunglückten (1. Samuel, 31, 13); sogar auch David, den Saul umbringen wollte. Dann fastete David wieder als das uneheliche Kind, das er mit der Frau Urias des Hethiters bekam, sehr krank war (2. Samuel 12, 16). König David war ein großer König unter den Königen, er erfreute den Herrn sehr. Er schrieb 150 Psalme auf. Unsere Gottesdienste sind voll mit seinen Psalmen. Ihr alle solltet den 50. Psalm auswendig können: „Gott, sei mir gnädig nach Deiner Güte und tilge meine Sünden nach Deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich wohl von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde. Erbarme Dich meiner, o Herr, in Deiner großen Güte…“ (Bußgebet Davids Psalm 50 bzw. 51). (Anm.: aufgrund von Nummerierungs-Unterschieden in einigen Bibeln/ Psaltern, ist das Bußgebet Davids auch unter dem 51. Psalm zu finden). Das ist der größte bereuende Psalm. Sie können ihn auswendig lernen und während sie mit dem Bus fahren, in der Straßenbahn sind, oder zu Fuß gehen, können sie innerlich diesen Psalm wiederholen. Das ist das schönste Gebet.

Wann hat David diesen schönsten Psalm geschrieben? Eines Tages sah dieser David - der ein reines Herz und eine reine Seele hatte, aber ein Mann, der wie alle anderen Menschen auch voller Süchte war - aus dem Fenster: „…und sah vom Dach ein Weib sich waschen; und das Weib war sehr schöner Gestalt; (2. Samuel 11, 2). Er begehrte diese Frau, brachte in Erfahrung wer sie ist und wem sie gehört. Man sagte ihm, dass sie die Frau Urias des Hethiters ist (2. Samuel 11, 3). Er war der Führer einer von Davids Truppen. David - der eben ein Mensch mit Süchten war – befahl: „Stellet Uria an den Streit, da er am härtesten ist, und wendet euch hinter ihm ab, dass er erschlagen werde und sterbe;“ (2. Samuel 11, 15) So war es auch.

Eines Tages kam der Bote und informierte David darüber, dass viele Männer, darunter auch sein Knecht Uria der Hethiter, verunglückten (2. Samuel 11, 23). David war erfreut, denn es gab keine Hindernisse mehr, die der Ehe mit der Frau des Uria, des Hethiters entgegenstünden.

Und ihr, die ihr darüber nachdenkt, was ihr in eurem Leben machen wollt – ehrwürdig ist die Ehe, sehr ehrwürdig - aber ihr solltet wissen, dass ihr euch in der Ehe ebenfalls einem Mann, der voller Süchte ist, unterordnen müsst. Die Liebe geht schnell vorbei. Es ist eine große Kunst in der Ehe die Liebe für die späten Lebensjahre aufzuheben. Und der einzige Mann, der ohne Süchte und Sünden ist, das ist Gott. D.h. wir, diejenigen die dem Mönchsleben zugetan sind, haben uns den Ehepartner ausgesucht, im Vergleich zu dem es keinen besseren gibt. So sehen sie, was für eine große Sünde der König David beging. Und als Uria der Hethiter verunglückte war das Kind der Sünde von König David und der Frau des Hethiters bereits auf dem Weg. Als dieses Kind zur Welt kam, erkrankte es sehr schnell. Man sah, dass es sterben wird. Und David begann zu fasten und zu beten (2. Samuel 12, 15-16). Er fastete und betete, aber der Herr nahm dieses Gebet nicht an. Denn es war ein Kind der Sünde. Das Kind war nicht schuld. An dem Tag als das Kind starb: „…stand David auf von der Erde und wusch sich und salbte sich und tat andere Kleider an und ging in das Haus des Herrn und betete an. Und da er wieder heimkam, hieß er ihm Brot auftragen und aß;“ (2. Samuel 12. 20).  Seine Knechte fragten ihn: „Was ist das für ein Ding das Du tust? Da das Kind lebte, fastetest du und weintest; nun es aber gestorben ist, stehst du auf und ißt?“ Und David antwortete: „Um das Kind fastete ich und weinte, da es lebte; denn ich gedachte: Wer weiß, ob mir der Herr nicht gnädig wird, dass das Kind lebendig bleibe? Nun es aber tot ist, was soll ich fasten? Kann ich es auch wiederum holen? Ich werde wohl zu ihm fahren; es kommt aber nicht wieder zu mir;“ (2. Samuel 12, 21-23). David fastete also. Ich erzählte dies alles, um Euch den Sinn des Fastens näher zu bringen.

Dann der Heilige Johannes der Täufer…Vorhin sagte ich, dass er der letzte von den großen Propheten ist. Er hielt sich in der Wüste auf, und sein ganzes Leben in der Wüste war Gebet und Fasten. Was aß er? Im Evangelium steht:“…und aß Heuschrecken und wilden Honig…(Markus 1, 6). Wilden Honig, ihr selbst wisst was das ist. Das ist der Honig von (…) und Hummeln. Ich selbst aß große Heuschrecken in Palästina. Diese haben große Hinterfüße und man muss viele dieser Heuschrecken-Hinterfüße essen, um seinen Hunger zu stillen. Das war ein sehr dürftiges Essen.

Was wird noch im Alten Testament über das Maß des Fastens erzählt? Es steht geschrieben: „Das Fasten wählte ich, um die Bindung zur Gottlosigkeit zu durchtrennen, um die Riemen von den Bürden zu entfernen, um aus der Sklaverei zu erlösen, und um jeden Joch abzuschütteln. Ist es nicht so, dass man das Brot mit dem Hungrigen teilt? Dass man den Armen und den Verfolgten ins Haus lässt? Wenn man einen Nackten sieht, dass man ihn anzieht…. Dann wird dein Licht wie in der Morgensonne erstrahlen. Deine Gesundheit wird schnell erblühen und vor dir wird die Gerechtigkeit gehen. Die Ehre (das Fest) des Herrn wird dir eine letzte Wache sein. Dann wirst du zum Herrn rufen und Er wird dich erhören. Du wirst schreien und Er wird sagen: hier bin Ich! Wenn du zwischen dir den Graben entfernst, und damit aufhörst mit dem Finger zu zeigen und schlechtes zu reden, wenn du deine Seele dem Hungrigen öffnest und die Seele dem Unglücklichen labst, dann wird in der Dunkelheit dein Licht erstarken.“ Das ist also noch etwas über das Fasten aus dem Alten Testament.

Und was sagt uns über das Maß des Fastens der Heilige Apostel und Evangelist Matthäus? Ich gebe Euch jetzt eine Parallele, damit sie sehen wie das Alte und das Neue Testament nicht weit voneinander entfernt sind. Ich verstehe nicht, dass in einigen Klöstern den Mönchen und Nonnen nicht erlaubt wird das Alte Testament zu lesen. So lange ich in Griechenland war befahl uns unser Geistlicher, dass wir jeden Tag in unseren Zellen in unserer Gebetsregel vier Kapitel des Alten Testaments lesen sollten. Warum empfehlen unsere Geistlichen dies nicht? (…) Das ganze Alte Testament ist die Vorbereitung des Neuen Testaments. Sie hörten gerade wie das Maß des Fastens im Alten Testament beschrieben ist. Das alles gilt für uns Menschen heute. Der Heilige Apostel und Evangelist Matthäus schreibt: „Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer sehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Angesicht, auf dass sie vor den Leuten scheinen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, auf dass du nicht scheinest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, welcher verborgen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir` s vergelten öffentlich;“ (Matthäus 6, 16-18). Also genau dieselben Dinge.

Nun lassen sie uns näher betrachten, was das Fasten ist. Bedeutet das Fasten nur die Zurückhaltung vom Essen bzw. von einer bestimmten Art Essen? Nein, das Fasten beinhaltet zwar die Zurückhaltung beim Essen, aber ebenso impliziert es die Vermeidung von Sünden. Und wir sollten sagen, bei Eheleuten ist es die Enthaltsamkeit bezüglich ehelicher Umarmungen. Nicht weil die ehelichen Umarmungen an sich sündig sind. Nein, die Umarmungen in der Ehe sind gesegnet. Aber während der Fastenzeit haben wir wichtigere Dinge zu tun: dem Herrn unserem Gott zu dienen, zu Ihm zu beten und für Ihn zu fasten. So dass wir auch körperlich fasten werden, nämlich durch die Enthaltsamkeit bei ehelichen Umarmungen. Unsere Erzpriester erscheinen uns so, wie wenn sie die am besten fastenden Mönche unterstützen, wenn sie sich zur Fastenzeit von ihren ehrvollen Pfarrersfrauen entfernen. Denn wir sind alle durch das Sakrament der Taufe als Mönche Jesu Christi - d.h. als Streiter für Jesu Christi - prädestiniert. Wenn wir Mönche und Nonnen das Sakrament des Mönchsdaseins auf uns nehmen, erfolgt wieder eine „Taufe“. Unsere Priester verhalten sich deshalb so, weil das Mönchsleben erhabener als das Eheleben eingeschätzt wird, auch wenn das Eheleben von Gott gesegnet ist. Denn der Herr segnete das Eheleben durch Sein Beisein bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa (Johannes 2, 1-2). Die Enthaltsamkeit ist also ein Weg des Fastens.

Aber Brüder und Schwestern, nicht nur das ist unser Ideal. Jetzt werden wir nichts essen, aber wir werden mit jedem beleidigt sein, wir werden über jeden schimpfen und fluchen… Beim Autofahren werde ich jedem, der mich überholt sagen: „Du Rindvieh, was hast Du gemacht?“ Wissen sie was ich darauf sage? Wenn sich die Menschen aus dem Volk über jemanden ärgern, und ihn mit Tierwörtern beschimpfen: „Du Tier!“ So sollten sie darüber Bescheid wissen, wie sehr sie den Herrn und die Tiere beleidigen! Denn Tiere sind so viel reiner als wir. Keine einzige Hündin hat ihre eigenen Welpen umgebracht. Und auch sie haben ihre Zeit, in der sie sich paaren. Wenn wir jemanden sagen: „Du bist ein Rindvieh“, dann beleidigen wir Gott selbst. Es ist wie wenn der Herr einen Fehler machte, als er die Tiere erschuf, so wie sie sind. Die Tiere (…) haben keinen Verstand, so wie wir ihn haben. Sie haben keine Seele, bei ihnen gibt es keine Sünde, kein Bereuen. (…) Erst kürzlich ist mir eine kleine Hündin verstorben. Ich weinte sehr um sie. Dann beruhigte ich mich, denn sie lebte wenigstens bei uns auf einem hohen Niveau einer tierischen Würde. Jedoch gibt es für sie kein Paradies. Denken sie nie in ihrer Seele: „Du Tier.“ Oder was die Leute auch oft sagen: „Du Rindvieh.“ Das ist eine direkte Beleidigung Gottes. Die Tiere sind so wie der Herr sie schuf. Sie sündigen nicht so wie wir sündigen. (…) In gewisser Weise sind sie auf einem höheren Würdenniveau vor ihrem Schöpfer als wir Menschen es sind.

D.h. Fasten, Zurückhaltung vom Essen, Vermeidung von Sünden, Enthaltsamkeit von ehelichen Umarmungen; Wenn wir fasten denken wir sehr viel über uns nach. Wenn du morgens aufstehst, dann denkst du: was geschah heute Nacht alles. Wenn du - bevor du deine Augen schließt und du dich dem Traum übergibst, abends zu Bett gehst, denkst du darüber nach, wie dein Tag vorüberging. Du bereitest Fastenessen vor, du erwähnst Gottes Namen häufiger, du bist herzlicher in deinen Gebeten, beim Lesen des Morgen- und des Abendgebets, und bei den Dingen, die dein Geistlicher dir auftrug. Ich möchte euch sagen, dass wir uns alle an unseren Geistlichen wenden. Wir sehen in ihm Jesus Christus selbst. Uns interessiert überhaupt nicht, ob er mit seinem Leben in den Himmel kommt. Aber wenn wir ihm folgsam sind, dann wird er uns ins Himmelreich bringen. Während der Fastenzeit denken wir tiefgründig über uns und unser Verhalten nach. Insbesondere wenn wir häufiger in der Kirche sind. Wir hören was in der Kirche gesungen und gelesen wird. Nein, wir gehen nicht in die Kirche um Lärm zu machen, während wir eine Kerze kaufen und um dann zu gehen. Wir kommen in die Kirche um am Gottesdienst teilzunehmen, um das Wort Gottes zu hören. Das Wort Gottes ist alles was man dort liest, alles was der Pfarrer spricht und alles was der Kirchenchor antwortet. Das ist die Essenz des Kirchenlebens. Und wenn ihr fastet impliziert dies, dass ihr öfter in die Kirche kommt, und dass das dort Gehörte euer Bereuen unterstützt. Das Fasten ist also ein starkes Mittel um Buße zu tun und damit Süchte und Gelüste auszulöschen.

Verzeiht mir: dem jungen Don Juan fällt es natürlich schwer sich in seinem Ehebett zurückzuhalten, aber man sollte sich zurückhalten. Diejenigen, die es gewohnt waren schön und gut zu essen, d.h. kein Fastenessen zu sich zu nehmen, diejenigen sollten sich zurückhalten. Aber das ist nicht einfach.

Zu mir ins Kloster kamen unterschiedliche junge Frauen. (…) Eine von ihnen beichtete bei einem Mönch. Dabei erzählte sie auch, dass sie raucht. Dieser sagte ihr: „Ich werde dir den Segen für das Einnehmen der Eucharistie nicht geben, solange du rauchst.“ Sie sagte, da sie eine leidenschaftliche Raucherin war: „Ich nahm eine Zigarette und wankte: ja ich will – ich will nicht, ja ich will – ich will nicht, und warf sie schließlich weg. Ich überlegte: mag ich dich mehr als meinen Beichtvater? So gewöhnte ich mir das Rauchen ab.“ Das sind Süchte.

Süchte sind z.B. das Rauchen, das Essen tierischer Nahrungsmittel, das Trinken von sehr viel Kaffee…Die Fastenzeit beinhaltet auch die Enthaltsamkeit vom vielen Kaffee trinken. Viele sagen: „Warum ist jemand Oliven während der Fastenzeit?“ Verzeihen sie, aber es gibt Oliven, die weniger Öl enthalten als Kaffee, und somit eher der Fasten-Nahrung zuzurechnen sind als das Trinken von Kaffee. Denn sehen sie z.B. wenn sie Kaffeetässchen spülen, so sind diese voller Öl, denn jede Pflanze hat ihr eigenes Öl. Deswegen ist der Kaffee eben auch nicht gerade ein sehr enthaltsames Fasten-Getränk. Manchmal enthält Kaffee mehr Öl als Oliven, wie z.B. die grünen Oliven, deren Essen in Griechenland während der Fastenzeit - sogar am Karfreitag – zusammen mit Brot erlaubt ist. Dies gilt für alle diejenigen, die sich nicht vom Essen zurückhalten können.

Es ist also die Enthaltsamkeit von Süchten, die unterschiedlich sein können. Beispielsweise die üble Nachrede, oder das schlecht Reden bzw. Lästern über einen Anderen. In einem Kloster, in dem jemanden übel nachgeredet wird, gibt es kein geistliches Leben. „Was sehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?“ (Matthäus 7., 3). Jemand der lästert hat gar keine Beziehung zu Gott. Aber wie soll man sich vor dem Lästern schützen? Sie finden vielleicht ein besseres, aber hier ist ein einfaches Rezept: wenn jemand über einen Anderen lästert sage ich: „Sieh einmal derjenige ist so, und ich bin genauso.“ Damit stopfe ich dem Lästernden den Mund, so dass er mir nichts mehr erzählen kann. Denn wenn er auch weiterhin gegen den Menschen spricht, so spricht er damit auch gegen mich. Im Kloster, in dem ich Nonne wurde, dürfen zwei Nonnen nicht über eine Dritte reden, nicht einmal schöne Dinge, wenn diese nicht dabei ist.

Desweiteren ist das Fasten ein „Zufluchtsort“ in der Trauerzeit. Was hilft mehr in der Trauer als das Fasten? Einzig und allein der Herr ist der höchste Linderer der Traurigkeit. Und wie macht Er das? Er wird sie durch ihr Fasten und ihr Gebet beruhigen. Für uns ist das Fasten auch ein Mittel für die Vorbereitung auf große Feiertage. Deswegen haben wir jetzt diese Weihnachtsfastenzeit, sowie auch andere Fastenzeiten. Darüber werden wir auch später sprechen. Selbstverständlich ist das Leben in der christlichen Gemeinschaft, unser gemeinsames Leben, eine Art unseres Fastens. Glauben sie mir, beim Fasten kann niemand einem Anderen etwas vorschreiben. Jeder muß sein eigenes Fasten-Maß finden und sich mit seinem Geistlichen besprechen, damit er sein Maß nicht eigenwillig festlegt. Und den Geistlichen, der sie vom Fasten freispricht, den gibt es nicht. Ich erinnere mich, dass mein Beichtvater, der verstorbene Bischof Danilo von Budim eines Tages in das Patriarchat von Peć kommen sollte. Dort war eine Schwester, die gesundheitliche Probleme hatte. Er aber sagte ihr: „Schwester, die Krankheit selbst befreit dich vom Fasten. Ich aber kann dich nicht vom Fasten entbinden. Wenn ich dich vom Fasten befreie, dann nehme ich die Verantwortung für deine Seele auf mich. So entbindet dich die Krankheit davon.“

So sollten wir es auch halten. Wir haben das Ideal des Fastens, aber jeder muss in beim Fasten wissen, wann und in welchem Maße er fasten muss. Dies sollte man selbst mit seinem Geistlichen besprechen, so dass nichts von unserem Eigenwillen bestimmt wird.

Das Fasten reinigt die Seele und den Körper. Wie es die Seele reinigt, dass wissen sie bereits. Und der Körper wird gereinigt. Einige Ärzte führten wissenschaftliche Analysen durch, die sich mit der Entfernung von giftigen Stoffen (…) aus dem Organismus des Menschen befassen. Ich kenne einige ältere Menschen und Mönche, die immer wenn sie etwas krank sind sich für fünf Tage in ihr Zimmer einschließen, wobei sie dabei weder essen noch trinken. Daraufhin werden sie gesund. Dies ist so, weil der größte Teil unserer Krankheiten, selbstverständlich nicht wenn es sich um irgendwelche Viren usw. handelt, von der Überlastung unseres Organismus durch irgendwelches Essen kommt. Sogar wir Mönche und Nonnen, die wir sehr einfaches Essen zu uns nehmen, können uns manchmal überessen.

Das Fasten klärt die Seele und den Körper. Viele bemerkten, dass die Gesichter der Mönche (geistlich) erleuchtet sind. Diejenigen, die sehr viel fasten, haben sehr magere und erleuchtete Gesichter. Ich bin aufgeschwemmt. Mich dürft ihr nicht betrachten. Ich bin die Letzte, an der ihr euch ein Beispiel nehmen könnt. Aber die erleuchteten und schwachen Gesichter der Mönche ähneln Ikonen. D.h. das Fasten wird den Körper und das Gesicht erleuchten. Dadurch werden Verwirrung und Aufregung abgeschwächt. Denn wenn sie richtig fasten, werden sie in der Fastenzeit eine Ruhe in ihrer Seele haben. Sie werden Süchte und Gelüste auslöschen, die von dem ganzen kommen, von dem ich vorhin sprach. Das Fasten besiegt Versuchungen. Im Fasten und Gebet kann sie die Versuchung nicht überkommen, wenn das Fasten und das Gebet richtig ausgeführt werden.

Das Fasten und die Enthaltsamkeit sind sehr stark miteinander verbunden, aber das Fasten und die Enthaltsamkeit sind nicht ein und dasselbe. Das Fasten ist schon die Zurückhaltung vom Essen, vom Sündigen, von Süchten und Gelüsten, von Hass, vom beleidigt sein sowie von Ärger und Ungerechtigkeiten. Aber die Enthaltsamkeit beinhaltet unsere Enthaltsamkeit von allen Dingen, die uns von Gott entfernen können. Ein enthaltsamer Mensch ist immer Herr über sich selbst. Aber für denjenigen, der Herr über sich selbst ist, (sie wissen was unser Volk in seinen Redewendungen sagt: „Wenn der Mensch sich selbst besiegt, so ist dieser Sieg am wertvollsten“). Derjenige Mensch, der Herr über sich selbst ist, ist auch der Herr über seine Süchte, Gelüste, Wünsche, Sünden….

Über David sprach ich vorhin. Jedoch sagte ich ihnen nicht, dass sie in seinen Psalmen die schönsten Worte über das Fasten finden. Er sagt in einem Psalm: „Ach Herr, wie sind meiner Feinde so viel und setzen sich so viele wider mich! Viele sagen von meiner Seele: Sieh hat keine Hilfe bei Gott;“ (3. Psalm 2-3). Und wenn wir in dieser Welt irgendwo Erfolg haben, dann neiden uns die anderen denselben. Viele versuchen uns zu behindern bzw. zu vernichten. So ist diese Welt. Er aber sagt: „Ich aber wenn sie krank waren, zog einen Sack an, tat mir wehe mit Fasten und betete stets von Herzen;“ (35. bzw. 34 Psalm 13). „Tat mir wehe mit Fasten;“ d.h. ich quälte meine Seele mit Fasten. Diesen Ausdruck: sich mit Fasten quälen, kommt sehr oft im Alten und im Neuen Testament vor. Und schließlich singen wir oft in der Kirche: „Meine Knie sind schwach vom Fasten, und mein Fleisch ist mager und hat kein Fett;“ (108. bzw. 109. Psalm 24). Der Psalter ist voll mit Beispielen über das Fasten. So wie wenn uns die Kirche sagen wollen würde: das Fasten ist eine normalere Lebensart als das nicht-Fasten. Beachten sie, dass ich nicht „…sagen will“ sagte; sondern ich sagte „so wie wenn uns die Kirche sagen wollen würde“.

Die Juden fasteten nur einmal im Jahr. Sie hatten nur eine Fastenzeit, und es war der Tag an dem sie sich aus der Sklaverei der Pharaonen befreiten. Zur Zeit Jesu Christi fasteten die Pharisäer zwei Tage in der Woche: Montag und Donnerstag. Montag ist der Tag der Befreiung der Israelis aus der Sklaverei der Ägypter. Donnerstag ist der Tag als Mose mit der Tafel, auf der die 10 Gebote geschrieben standen, vom Berg herunter stieg. Sie wissen, dass die Israelis während ihres Auszugs aus Ägypten lange in der Wüste von Sinai umher irrten (2. Mose 12-14). Das ist eine wunderschöne Wüste. Ich war schon in vielen Wüsten. Aber diese blieb mir am meisten in meiner Seele. Mose erkannte, dass es ein Gesetz für sein Volk geben musste; und er hörte die Worte Gottes und stieg auf den Berg Sinai. Er fastete dort 40 Tage und 40 Nächte. Danach bekam er die Gesetzestafel.

Und das solltet ihr wissen: 40 ist eine Heilige Zahl. Mose fastete 40 Tage. Die Israelis irrten 40 Jahre in der Wüste umher, Jesus Christus unser Herr fastete 40 Tage. Darüber werden wir noch sprechen. Er fastete 40 Tage, bevor Er seine Bergpredigt hielt und auf den Berg der Versuchung ging. Er fastete 40 Tage und 40 Nächte. Er aß nichts.

Der Evangelist Matthäus schreibt: „Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf dass er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn;“ (Matthäus 4, 1-2). Was hat der Herr getan. Warum ging Er zum Fasten? Denn so wie Er Johannes antwortete, bevor dieser ihn taufte: „Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, dass Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu Erfüllen;“ (Matthäus 5,17). Und was war das ungeschriebene Gesetz im israelischen Volk? Dass jeder Mensch, der etwas übernehmen will, einen wichtigen Schritt in seinem Leben, z.B. seine Tochter bzw. Sohn verheiraten, oder ein Haus bauen, fasten muss. Sie gingen in die Einöde/ Wüste, fasteten und beteten so dass sie auf diese Weise die Antwort Gottes bekamen. D.h. wie und womit sie ihre Taten vollbringen sollten. Sie gingen deshalb 40 Tage, um an das 40-tägige Fasten von Mose zu erinnern, sowie um dem 40-tägigen Umherirren der Israelis durch die Wüste zu gedenken.

Der Herr tat dasselbe. Denn er wollte alles erfüllen. Eben Er ist das Ideal, das Vorbild, der Größte unter den Fastenden. War es denn für Ihn, den Sohn Gottes, notwendig zu fasten? Aber Er zeigte auf diese Weise, dass Er bis zum Tode seinem Vater treu blieb. Das ist Folgsamkeit. Und genau so ist Er seinem menschlichen Gesetz treu. Das war das Gesetz der Israelis, vor großen Entscheidungen zum Fasten gehen.

Zur Zeit der Apostel, fasteten diese anstatt Montag und Donnerstag, Mittwoch und Freitag. Fragt man die Menschen welche Bedeutung der Mittwoch und Freitag haben, dann sagen diese: „Sie sind Zeichen für die Leiden Christi.“ Aber wenige unter ihnen wissen warum Mittwoch. Am Freitag wurde Jesus gekreuzigt und starb am Kreuz. Was war am Mittwoch? Der „Sinedrion“, das war die Versammlung der Juden, legte fest, dass es besser ist, wenn ein Mensch verunglückt, als dass ein ganzes Volk leidet. Und am Mittwoch wurde Judas zum Verrat aufgefordert. Er entschied sich dafür den Herrn zu verraten. Am nächsten Tag, also am Gründonnerstag, verriet er Christus. Das Fasten am Mittwoch und Freitag ist zum Gedenken der Leiden Christi. Das Fasten am Mittwoch und Freitag ist für uns alle, egal ob wir Mönche und Nonnen, Priester, oder in der Welt außerhalb des Klosters lebende Christen sind – ein Gesetz. Warten sie nicht, dass sie ein Unglück in ihrem Leben erst dazu bringen muss, und sie dann schwören mittwochs und freitags zu fasten. Sondern sie sollten wissen, dass es ihre grundlegende Pflicht ist zu fasten. D.h. als eine Erinnerung an die Leiden Christi, als ein Zeichen der tiefsten Trauer und Reue, als Mittel der Erhebung des Geistes zu Gott.

Es ist schön wie der Heilige Johannes von der Leiter (serb. „Sveti Jovan Lestvičnik“) an einer Stelle sagt: „Im Sinn/Verstand der Fastenden wohnt der Heilige Geist, und im Sinn/ Verstand derjenigen, die alles in sich hineinschlingen, wohnt der Teufel.“ Wie einfach der Heilige Vater es doch ausdrückt. Darüber hinaus sagt er: „Wir enthalten uns beim Fasten vom Essen unterschiedlicher Nahrungsmittel und unserer Süchte bzw. Gelüste. Wir ernähren uns mit den Worten Gottes und Seinen heilsamen Geboten.“ Laut einiger Quellen, insbesondere der des Jerme, eines westlichen Schriftstellers aus dem 2. Jahrhundert, wurde am Mittwoch und Freitag sogar gar nicht gearbeitet.

Welche Macht hat das Fasten? Die Macht des Fastens ist, die folgende wie uns der Heilige Apostel und Evangelist Markus beschreibt: als zu den Aposteln ein Besessener kam, konnten sie ihn nicht heilen. Aber sobald Jesus Christus der Herr erschien, heilte er den Besessenen. Die Apostel fragen ihn, warum sie den Besessenen nicht heilen konnten. Er antwortete ihnen: „Diese Art kann mit nichts ausfahren denn durch Beten und Fasten;“ (Markus 9, 29). Also hat das Fasten und das Gebet so eine starke Macht.

Nun lassen sie uns einmal sehen was unsere Kirche sagt, und was sie uns gebietet. D.h. welche Fastenzeiten wir haben, wann wir fasten müssen, was die befohlenen Fastenzeiten sind, und wann wir noch fasten können. (…)

Als ich heute zur Kontrolle meiner Gesundheit (…) ging, zeigte mir eine Schwester einen Kalender, auf dem Stand: an dem Tag fastet man auf Wasser, an dem Tag fastet man auf Öl, an dem Tag fastet man auf Fisch….Ich sah dass uns sagte ihr: „Schwester, wenn du ein Buch zu lesen beginnst, dann musst du dir zuerst anschauen, wer es schrieb und segnete. Es kann nicht jeder jedem Vorschriften machen. Denn zu den in der Welt außerhalb des Klosters lebenden Menschen kann man jetzt nicht sagen: in dieser Fastenzeit montags auf Wasser. Sie fasten Mittwoch und Freitag, und einige die von Euch freiwillig wollen, diese werden auch am Montag fasten. Und wir Mönche und Nonnen, warum fasten wir immer am Montag? Das Mönchsgelübde ist ein Engelsgelübde, und der Montag ist derjenige Tag in der Woche, der den Heiligen Engeln gewidmet ist. Aber sie müssen nicht montags fasten. (…).

Bis sie sich ihre Fragen überlegen, möchte ich ihnen einen Gedanken meines geistlichen Vaters Bischof Danilo erzählen: „Vom Fasten wird der Körper gesünder, vom Fasten wird die Seele schöner, vom Fasten wird der Geist heiliger.“ Und von dem was ich ihnen bereits sagte, dass die Gesichter der Mönche erleuchtet werden: der Heilige Simeon der Neue Theologe (serb. „Sveti Simeon Novi Bogoslov“) entdeckte, dass man Mönchen, die streng nach den Regeln der Bußfertigkeit leben, d.h. ständige Gebete, Fasten und Verbeugungen praktizieren, dies am Gesicht erkennt. Dieses wirkt (geistlich) erleuchtet, asketisch schlank, schön und ihre Gesichter werden wie die von Heiligen auf den Ikonen. Aber wir sind alle orthodox, d.h. wir Mönche und Nonnen, auch sie: Nach dem Gesetz von Jesus Christus sollten wir „so vollkommen sein wie unser Himmelsvater.“ Diese innere Vollkommenheit der Seele spiegelt sich im Gesicht der Gläubigen wieder. Deswegen sehen Gläubige, die gen geistlicher Vollkommenheit streben, im Gesicht wie wahrhaftige Ikonen aus. Ich wünsche Ihnen, dass sie alle wie wahre Ikonen aussehen.“

Übersetzung: Aleksandra Dimitrijevic

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ARCHIMANDRITE GAVRILO

Liebe Besucher unserer Webseite des Klosters Lepavina! Aufgrund der hohen Besucheranzahl unserer Webseite, fühle ich mich geehrt die Verantwortung zu übernehmen, Ihnen unterschiedliche Ereignisse aus der serbisch orthodoxen Kirche und des Klosters Lepavina auf Deutsch zu beschreiben. Wir möchten Sie gerne darüber informieren, dass wir auch einige deutsche Texte über verschiedene Themen, die bei anderen orthodoxen Websites zu finden sind, demnächst auf unserer Website präsentieren werden. Ich hoffe sehr und glaube daran, dass der Herr mir dabei helfen wird.

Mit dem Segen des Herrn, aus dem Kloster Lepavina, Archimandrit Gavrilo

Krst
Njegovo Visokopreosvestenstvo Mitropolit G. Porfirije

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Otac Gavrilo

BIOGRAFIJA OCA GAVRILA

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